Das Tragen der Sturmhaube als Strafe am Dresdner Hofe

Als Treiber bei den großen Jagden der sächsischen Churfürsten fungirten sonst die sogenannten Blauhütlein, d. h. Bauern, welche die Hunde führten und gezeichnete blaue Hütlein aufhatten, damit man es an den Ziffern, die daran geschrieben waren, sogleich erkennen konnte, in welches Dorf ein Jeder gehöre. Sobald nun aber einer unter ihnen war, der nicht dienen wollte, da setzte man ihm die sogenannte Sturmhaube auf.

Ein solches Ding hatte nur zwei Löcher für die Augen und ein kleines Löchlein zum Munde, daß man ihnen durch ein Röhrchen die Suppenbrühe zum Munde bringen konnte. Wenn nun irgend ein Hofdiener etwas verwirkt hatte, mußte er eine solche Sturmhaube 2, auch 3 Tage, aufhaben und dem Profoß einen Speciesthaler geben, wenn er sie ihm wieder öffnete.

Der Augsburger, Philipp Hainhofer, sah im Jahre 1629 30 solche Sturmhauben im Dresdner Jagdhause und hörte, die Erfindung dieser Strafe komme aus Frankreich. Es ist dieselbe jedoch noch lange in Kraft geblieben und noch im ersten und zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts hat mancher Lakai, der Holz entwendet oder sonst etwas Geringes verbrochen hatte, mit der Sturmhaube bedeckt im großen Schloßhofe auf- und abgehen müssen.

Vor alter Zeit traf diese Strafe aber auch Höhergestellte. So erzählt Lehmann im Obererzg. Schauplatz S. 165., daß, als Churfürst Johann Georg I. im Jahre 1616 in der Nähe von Breitenbrunn jagte, er einem Amtsschösser, der seine Schuldigkeit nicht gethan, erst einen Stock auf dem Kopfe entzwei schlug, worauf man ihm einen Sturmhut aufsetzte, ihn mit einer Hand an einen churfürstlichen Wagen schloß und er so mit blutigem Kopfe und Sturmhut bis nach Stollberg laufen mußte.

Zwei Haiducken, die sich so weit vergessen hatten, daß sie sich im Zimmer S. K. H. des Herzogs von Curland schlugen, mußten einer am 11., der andere am 12. März 1782 vor dem Palais S. K. Hoh. die Sturmhaube zur Strafe ihres Unfugs tragen. Das letzte Mal in diesem Jahrhundert trug sie im K. Schloßhofe ein früherer sogenannter Schweizersoldat Namens Gur.

Autor: Johann Georg Theodor Grässe
Titel: Das Tragen der Sturmhaube als Strafe am Dresdner Hofe
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 128–129

🏞️📢 Möchten Sie die Schönheit und Geschichte der Sächsischen Schweiz entdecken?

🤔 Tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein und abonnieren Sie unseren Newsletter, um exklusive Informationen, Reisetipps und Empfehlungen für die Sächsische Schweiz zu erhalten.

🌄 Verpassen Sie keine Gelegenheit mehr, atemberaubende Landschaften und historische Stätten zu erkunden. Geben Sie Ihren Namen ein, um personalisierte Reiserouten und Angebote zu erhalten!

📧 Füllen Sie das Formular aus und klicken Sie auf „Jetzt abonnieren“, um Ihre Reise durch die Sächsische Schweiz zu beginnen und von unseren lokalen Insidertipps zu profitieren.

Letzte Aktualisierung am 23.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert